Ausstellung „Into the Space Age“ mit Exponaten aus der Löffler Collection

Exhibition “Into the Space Age” with exhibits from the Löffler Collection

© Anne-Sophie Ebert, Hessisches Landesmuseum Darmstadt

 

Den Kosmos erkunden: Ein Schaufenster futuristischen Designs

Der Blick in die Zukunft beschäftigt gegenwärtig sehr häufig und wirft zahlreiche Fragen auf. Wie werden sich wohl die kommenden Jahrzehnte entwickeln? Mit welchen technischen Erfindungen wird die Menschheit konfrontiert werden? Im Zeitalter von Energie- und Klimakrise, KI und Digitalisierung entstehen aktuell neue Visionen eines zukünftigen Lebens. Dabei lohnt es sich aber auch, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Futuristische Vorstellungen beschäftigten die Gesellschaft auch zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Besonders die 50er, 60er und 70er Jahre stellen eine spannende Phase von damaligen, erwartungsvollen Zukunftsfantasien dar. Im Zuge dessen macht sich gegenwärtig eine spürbare Faszination für den Zeitgeist und die Erfindungen des sogenannten Space Age oder Atom- und Weltraumzeitalter bemerkbar. 

In diesem Sinne zeigte das Hessische Landesmuseum Darmstadt (HLMD) von September 2023 bis Januar 2024 eine spannende und futuristische Sonderausstellung, die von den Kuratoren Dr. Wolfgang Glüber und Dr. Christoph Engel konzipiert wurde. Zum Thema „Into the Space Age! Visionen & Design“ konnten beeindruckende Objekte aus der Zeitspanne der späten 1950er Jahre bis in die frühen 1970er Jahre von den Besuchern vor Ort bestaunt und kennengelernt werden. Die Ausstellung widmete sich diesem Abschnitt der Zeitgeschichte in Form von Beiträgen aus Design, Architektur, Mode und Film, die vor allem von der damals aufkommenden Euphorie um die Weltraumfahrt und die neue Energiequelle der Atomkraft bestimmt waren. Der Aufbruch in ein neues zukünftiges Zeitalter wurde regelrecht gefeiert und freudig erwartet – dies belegen gerade die Zeitzeugnisse und Design-Ikonen von damals.


 

Der Hype des Atom- und Weltraumzeitalters

Die Weltausstellungen von 1958 in Brüssel und 1962 in Seattle warteten mit futuristischer Architektur auf, so steht das „Atomium“ in Brüssel für die neue, nahezu unerschöpfliche Energiequelle des Jahrhunderts und der „Space Needle“-Turm in Seattle vergegenwärtigt als Monument den Wettlauf ins All. Beide Bauwerke repräsentieren den Glauben an unbegrenzte Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik, der sich zu jener Zeit in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft abzeichnete. Spätestens seit dem Start der ersten Trägerrakete „Sputnik“ 1957 breitete sich das Weltraumfieber weltweit aus, was sich besonders eindrücklich im Medium Film zeigte. In den 60er Jahren flimmerten die Serien „Die Jetsons“ mit der Vorwegnahme des heutigen Smart Home und „Raumpatrouille Orion“ über die heimischen Fernsehgeräte und im Kino sorgten die Science-Fiction-Filme „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Barbarella“ für Begeisterung. 

Aus heutiger Sicht kann man Schmunzeln oder auch Staunen über diesen Hype und die Auswirkungen, die die damaligen Zukunftsvorstellungen hervorbrachten. Zum Beispiel eroberte Atom- und Weltraumspielzeug die Kinderzimmer, wie eine Spielzeug-Dampfmaschine in Form eines Atomkraftwerks zeigt. Ebenso waren Atommodelle oder Raketen als Dekor auf Vasen und Tapeten äußerst beliebt. Für die Inneneinrichtung wurden „Sputniklampen“ unverzichtbar wie auch die Vorläufer unserer heutigen „Sitzlandschaften“ – ein Zeichen der veränderten Lebensbedürfnisse. Designer wie Harry Bertoia, Eero Saarinen, Verner Panton oder Joe Colombo entwarfen Möbel und komplette Wohnwelten für die Zukunft, die sich zum Teil auch in damaligen Science-Fiction-Filmen wiederfinden. Neue Formen, Farben und Materialien wurden zum maßgebenden Kennzeichen dieser Zeit.  


 

Futuristisches Design

Ob Lavalampen, Fernseh- und Radiogeräte, Kleidung oder Möbel, alles lockte mit knalligen, poppigen Farben und ungewohnt organischen Formen, was die Gegenstände erfrischend neu und futuristisch wirken ließ. Das dominierende Material der Objekte war Plastik – dies stellen auch die Ausstellungsobjekte unter Beweis. Aufgrund dessen konnten gänzlich neue Formen der Möbel entwickelt werden, die für das Auge – früher wie auch heute noch – abgespaced wirk(t)en. 

Diese kreative Phase des internationalen Designs schuf zahlreiche Designklassiker, darunter zum Beispiel von Verner Panton der farbige „Panton Chair“ als erster Freischwinger aus Kunststoff oder der luftig-leichte „Diamond Chair“ aus Drahtgeflecht von Harry Bertoia oder der kugelige Drehsessel „The Ball“ von Eero Aarnio, der wie ein kleines Universum erscheint, oder der bekannte „Tulip Chair“ von Eero Saarinen, der auch in der Serie „Raumpatrouille Orion“ zum Einsatz kam. Eine Besonderheit all der präsentierten Sitzgelegenheiten ist, dass keine von diesen über ein klassisches Stuhlbein verfügt. Es wurden neue, organische Lösungen entwickelt.

Neben unverwechselbaren Ikonen des Atom- und Weltraumzeitalters überzeugte die Sonderausstellung mit ihrem flippigen Ausstellungslook passend zu den thematisierten Jahrzehnten – das Retro-Feeling war für viele Besucher inklusive. Das Design und die Visionen des Space Age sorgte für eine kreative Bereicherung des internationalen Designs, was ab den frühen 1970er Jahren allerdings mit dem Einsetzen der Erdölkrise und der Anti-Atomkraftbewegung endete und woraufhin stattdessen ein Bewusstsein für den ökologischen Umgang mit Ressourcen einsetzte.

 


Ausstellungskooperation mit der Löffler Collection

Auf der Suche nach bestimmten Exponaten aus der Ära des Space Age hat Dr. Wolfgang Glüber bei der Löffler Collection angeklopft und wurde bei seinem Besuch vor Ort in Reichschwand selbstverständlich fündig. Aufgrund der vielversprechenden Ausstellungsidee entschied sich die Löffler Collection mit ausgewählten Objekten das HLMD bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Auf der Wunschliste für potenzielle Leihgaben fanden sich unter anderem Entwürfe von Joe Colombo, Wolfgang Feierbach, Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro wie auch von Gionatan de Pas, Donato D’Urbino, Paolo Lomazzi, Carla Scolari oder Quasar Khanh, die in den vergangenen Monaten in Darmstadt zu bestaunen waren. 

Als ein kleines Highlight neben all den Sitzmöbeln wurde der Kugelfernseher „Nivico Videosphere 3240 GM“ von JVC Design beim Rundgang durch die Collection entdeckt, über den sich Herr Dr. Glüber ganz besonders als Ausstellungsobjekt freute. Die wunderbare Kooperation mit dem HLMD hat die Löffler Collection sehr gefreut. Für den gegenseitigen Austausch möchten wir uns herzlich bedanken. Sehr gerne unterstützten wir die „Into the Space Age“-Sonderausstellung mit Leihgaben aus der Löffler Collection.